18. Mai GLOBAL #LAUGHRIOT

Taktisches Briefing Nr. 27.

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So ihr Wildkatzen, Schnellträumer und Störtaktiker,

Durch eine taktische Kehrtwende, haben die Vereinigten Staaten Occupy einen Sieg zugestanden und den G8 Gipfel im Mai nach Camp David verlegt, eine uneinnehmbare Militärbasis im ländlichen Maryland. Wow! sieht so aus als ob das Gespenst von 50.000 Occupiern die bereit sind auszuschwärmen mit einer Liste von Forderungen den Höhepunkt eines Showdown in Chicago in einen erniedrigende Aufgabe der G8 verwandelt hat. Bravo! Den G8 vom NATO Gipfel zu trennen war ein schneller Schachzug … doch nun steht uns eine grössere taktische Neuorientierung bevor.

Die große Frage ist, folgen wir Mao’s Rat ("Wenn der Feind sich zurückzieht, verfolgen wir ihn") oder dem Sun Tzu’s ("Verfolge keinen Feind, der eine Flucht vortäuscht")? Wir haben von allen Seiten überzeugende Argumente gehört. Manche Occupier sagen die Bewegung sollte die Verfolgung aufnehmen und entgegen allen Widrigkeiten #OCCUPYCAMPDAVID durchziehen… ein Monat mit Baumsitzungen, vollständiger Abriegelung und Wanderzeltlagern im Wald und dem nahe gelegenen Thurmont. Andere glauben es sei das Beste mit #OCCUPYCHICAGO noch zuzulegen: eine noch grössere Mobilisierung, angefangen mit dem Generalstreik am 1. Mai. Wieder andere befürworten einen unvorhersehbaren, überall gleichzeitigen globalen Aufstand von anarchischen Schwärmen den ganzen Monat Mai hindurch.

Als Ben Ali zuerst angriff und dann versuchte, sich vor seinem Volk zu verstecken, wurde er gestürzt. Als Mubarak sich weigerte zu verhandeln und versuchte sein Volk zurück auf Linie zu prügeln, wurde er abgesetzt. Nun wiederholen das weiße Haus und die G8 die Fehler der Autokraten vom letzten Jahr … zuerst versuchen sie uns Angst zu machen mit taffem Gerede von repressiven Anti-Occupy Regelungen, Menschenmassen Kontrolltechnologien und paramilitärischem Polizeiaufgebot, dann ziehen sie sich hastig zurück in die Sicherheit von Camp David.

Die Weltpolitiker flüchten vor uns … also was machen wir nun? Vielleicht lachen wir sie einfach aus?

Am 18. Mai, dem Tag wenn die G8-Politiker sich in Camp David treffen…, warum veranstalten wir, die Menschen der Welt nicht einen #LAUGHRIOT, einen Lachkrawall. lasst röhrendes Lachen aufsteigen aus Ortschaften und Städten überall beim Schauspiel der Weltpolitiker, die versuchen die Wirtschaftskrise hinter verschlossenen Türen und Stacheldrahtzäunen zu kontrollieren.

Lachen ist eine der mächtigsten taktischen Waffen im Memekrieg … es signalisiert Überlegenheit und Angstverlust. Also lasst uns die größte Komödie von heulenden Flashmobs, lärmenden Straßenfesten und hysterischen Streichen abziehen, die die Welt je gesehen hat. Der 18. Mai könnte ein monumentaler Wendepunkt sein… ein Hahahaha! Moment, wenn die Menschen der Welt eine kollektive Erleuchtung erleben, und vo dem Punkt an anfangen anders zu denken darüber, wie die Welt regiert werden sollte.

Störer, was auch immer wir dieses Frühjahr tun, lasst uns schweben wir Schmetterlinge und stechen wie Bienen! lasst uns die G8 und NATO unserem Willen beugen mit Schock Taktiken und gewagten Kulturstörungen die die Vorstellungskraft der Welt in Bann schlagen. Vielleicht sind wir näher an einem Globalen Frühling als irgendjemand von uns es bisher gewagt hat sich vorstellen …

for the wild,
Culture Jammers HQ

OccupyWallStreet.org /
Tactical Briefing #25 and #26 / OccupyWallst.org / G8Protest.org / OccupyChi.org / CANG8.org / Takethesquare.net / OccupyMay1st.org / MayDayNYC.org / Facebook / Twitter / Reddit

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Raoul Vaneigem

Wo als nächstes zuschlagen?

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Situationistisches Denken bestimmte den Pariser Frühling von 1968; ein spontaner Aufstand der beinahe die französische Regierung stürzte und drohte in einen globalen Aufstand von Innen gegen den Kapitalismus auszubrechen. Im Protest gegen Entfremdung, Ungleichheit und Zuschauergesellschaft, füllten Slogans wie „Langeweile ist Konterrevolution“ und „Lauf, Genosse, die alte Welt ist hinter dir her!“ die Münder und die Lieder von Millionen die in ihrem Kern in offener Revolte gegen die Forderungen der Konsumgesellschaft standen. Raoul Vaneigem war ein Mitglied der Situationistischen Internationale von 1961 bis 1970 und der Autor von mehr als 30 Büchern und ein Schlüsseldenker der Bewegung. Er war 1968 auf den Strassen und gibt Interviewer Siné Mensuel seine Gedanken preis zum Hier und Jetzt.

Siné Mensuel: Können Sie eine kurze Definition der Situationisten geben?

Raoul Vaneigem: Nein. Das Lebendige ist nicht reduzierbar auf Definitionen. Die Vitalität und Radikalität der Situationisten entwickelt sich weiter hinter den Kulissen eines Schauspiels das allen Grund hat sich ruhig zu verhalten und sich zu verbergen. Andererseits wurde diese Radikalität in einer oberflächlichen Aufwallung einer ideologischen Rückeroberung unterworfen, aber ihre Interessen haben nichts mit meinen gemein.

Siné Mensuel: Was meinte “der Situs” als sie davon sprachen, dass Situationismus nicht existiert?

Raoul Vaneigem: Die Situationisten sind Ideologien gegenüber immer feindlich gewesen, und von Situationismus zu sprechen, hieße, dort eine Ideologie zu platzieren, wo es keine gibt.

Siné Mensuel: Warum brachen Sie 1970 mit der Situationistischen Internationale? Im Nachhinein, was denken Sie über Guy Debord?

Raoul Vaneigem: Ich brach damit weil die Radikalität die im Mai 1968 Priorität gewesen war, dabei war sich in bürokratischen Verhaltensweisen aufzulösen. Jedes Mitglied hatte entschieden diesen Weg allein zu verfolgen oder das Projekt einer selbstregulierten Gesellschaft aufzugeben. Vielleicht spürten Debord und ich eher Komplizität als Zuneigung, aber diese Spaltung spielt keine Rolle! Was aufrichtig gelebt wird, geht nie verloren! Der Rest sind nur die Überreste von Vergeblichkeit.

Siné Mensuel: Wie sehen Sie die Bewegung der Empörten (Indignados)?[1]

Raoul Vaneigem: Es ist eine öffentliche Schutzreaktion gegen die Resignation und die Angst, die die Tyrannei des Kapitalismus am besten unterstützt. Aber Empörung ist nicht genug. Es geht weniger darum gegen ein System zu kämpfen, das dabei ist zusammen zu brechen, als für neue soziale Strukturen, die auf direkter Demokratie beruhen. Während der Staat öffentliche Dienste zerstört, kann nur eine sich selbst regulierende Bewegung die Sorge für das Wohlbefinden von allen übernehmen.

Siné Mensuel: Steht Utopismus noch auf der Tagesordnung?

Raoul Vaneigem: Utopismus? Von jetzt an ist das die Hölle der Vergangenheit. Wir sind immer genötigt gewesen an einem Ort zu leben, der überall ist, aber an diesem Ort, wo wir nirgendwo sind. Das ist die Realität unseres Exils. Es ist uns aufgezwungen worden für tausende von Jahren durch eine Wirtschaft, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruht. Die Humanistische Ideologie hat uns glauben lassen, dass wir Menschen sind, während wir größtenteils auf den Status von Tieren reduziert bleiben, dessen räuberische Instinkte durch den Willen nach Macht und Aneignung befriedigt werden. Unser Schleier von Tränen wurde als beste aller möglichen Welten angesehen. Hätten wir eine Art zu leben erfinden können, die phantasmagorischer und absurder ist als die allmächtige Grausamkeit der Götter, die Kaste von Priestern und Prinzen, die über versklavte Völker herrschen, die Verpflichtung zu arbeiten, die angeblich Freude garantiert und das stalinistische Paradies begründet, das tausendjährige Dritte Reich, die Maoistische Kulturrevolution, die Gesellschaft der Wohlfahrt (den Wohlfahrtsstaat[2]), den Totalitarismus des Geldes jenseits dessen es weder Individuum noch soziale Sicherheit gibt, [und] schließlich die Idee dass Überleben alles ist und Leben nichts? Gegen diese Utopie, welche als Realität gilt, steht nur die einzige Realität die zählt: Was versuchen zu leben indem wir uns unseres Glücks versichern und dessen von allen anderen. Von jetzt an sind wir nicht mehr in einer Utopie, sondern im Herzen einer Mutation, einer Veränderung der Zivilisation die Form annimmt vor unseren Augen und die viele Menschen, geblendet durch den vorherrschenden Obskurantismus, nicht wahrnehmen können. Weil das Profitstreben Menschen zu räuberischen, unempfindlichen und dummen Rohlingen macht.

Siné Mensuel: Erklären Sie uns, wie das Kostenlose, in Ihrem Sinne, der erste entschiedene Schritt zum Ende des Geldes ist.

Raoul Vaneigem: Geld wird nicht einfach entwertet ([vermindert] die Kaufkraft beweist es); es investiert sich so ungehemmt in die Blase der Aktienmarkt Spekulation, sodass es dazu verdammt ist zu implodieren. Der Tornado des kurzfristigen Profits zerstört alles auf seinem Weg; Er sterilisiert die Erde und erschwert das Leben, um nutzlose Profite zu extrahieren. Menschlich wahrgenommen, ist das Leben inkompatibel mit der Wirtschaft, die den Menschen und die Erde ausbeutet zum Zwecke der Bereicherung. Anders als das überleben, schenkt das Leben und es schenkt sich selbst. Was kostenlos ist, ist die absolute Waffe gegen die Diktatur des Profits. In Griechenland entwickelt sich eine “Zahl nicht” Bewegung. Am Anfang weigerten sich die Autofahrer Maut zu bezahlen; sie hatten die Unterstützung eines Kollektivs von Rechtsanwälten, die den Staat verklagten, der beschuldigt wurde, die Autobahnen an private Firmen zu verkauft haben. Heute ist es eine Frage der Weigerung für öffentliche Transportmittel zu zahlen, der Forderung nach kostenloser Gesundheitsversorgung und Bildung, Der Verweigerung von Steuer- und Abgabenzahlungen, die dazu benutzt werden, die betrügerischen Banken zu retten und die Aktienbesitzer zu bereichern. Der Kampf um Spaß in einem selbst und in der Welt wird nicht mit Geld durchgeführt, sondern im Gegenteil, durch seinen absoluten Ausschluss.

Es ist absurd, dass ein Streik die Freizügigkeit von Menschen behindert, wenn er freien öffentlichen Verkehr, Gesundheitsdienst und freie Bildung beschliessen könnte. Es ist nötig, dass wir verstehen “ bevor der finanzielle Zusammenbruch kommt, stattfindet“ dass das, was kostenlos ist, die absolute Waffe des Lebens gegen die Wirtschaft ist. Es geht nicht darum, Menschen zu brechen, sondern das System zu brechen das sie ausbeutet und die Maschinen, die sie zum Bezahlen bringen.

Siné Mensuel: Sie befürworten zivilen Ungehorsam. Was heißt das für Sie?

Raoul Vaneigem: Es ist das, was in Griechenland, Spanien, Tunesien und Portugal geschieht. Es ist das, was die Überschrift eines Flugblattes das ich für unsere libertären Freunde in Thessaloniki schrieb: Der Staat ist Nichts; Wir sind Alles. Ziviler Ungehorsam ist kein Selbstzweck. Es ist die Straße zur direkten Demokratie und allgemeiner Selbstverwaltung, soll heißen, die Schaffung von Bedingungen die günstig für individelles und kollektives Glück sind.

Das Projekt der Selbstverwaltung beginnt seine Verwirklichung wenn eine Versammlung sich entschließt, den Staat zu ignorieren und, aus eigener Initiative heraus, die Strukturen errichtet die in der Lage sind individuelle und kollektive Bedürfnisse zu erfüllen. Von 1936 bis 1939, experimentierten die libertären Kollektive von Andalusien, Aragon und Katalonien erfolgreich mit Selbstverwaltungssystemen. Die kommunistische Partei und Listers Armee zerschlugen sie, und machten so den Weg frei für Francos Truppen.

Mir scheint heute nichts wichtiger zu sein als die Implementierung von selbstverwaltenden Kollektiven, die in der Lage sind, sich zu entwickeln, wenn der Finanzkollaps das Geld verschwinden lässt und, gleichzeitig eine Art zu denken, die seit tausenden von Jahren in unser Verhalten eingepflanzt war.

Siné Mensuel: Erzählen Sie uns über Tierrechte [la cause animale], die revolutionäre Denker lange nicht berücksichtigt habe.

Raoul Vaneigem: Es ist weniger eine Frage von Tierrechten als eine Versöhnung des Menschen mit seiner irdischen Natur, die er bis heute ausgebeutet hat zum Zwecke des Gewinns. Was die Evolution des Menschen zu einer wirklichen Menschheit verhindert hat, war die Entfremdung des Körpers, der zum Arbeiten gebracht wurde, die Ausbeutung des Lebens, das in eine Produktivkraft umgewandelt wurde. Unsere übriggebliebene Animalität ist unterdrückt worden im Namen eines Geistes, der nur die Emanation einer himmlischen und zeitlichen Macht ist, die beauftragt ist, die irdische und köperliche Materie zu zähmen. Heute ist die Allianz mit natürlichen Energien dabei, die Plünderung der vitalen planetarischen Ressourcen zu ersetzen. Die Verbindung mit dem Tierreich wieder zu entdecken, heißt, sich mit dem Tier in uns zu versöhnen; es heißt es zu kultivieren anstatt es zu unterdrücken, es weg zu drücken, und seine Grausamkeiten des Dampf Ablassens zu verdammen. Unsere Menschwerdung beinhaltet das Recht des Tieres auf Respektierung seines So-Seins anzuerkennen.

Siné Mensuel: In Belgium ist Wählen obligatorisch, grundsätzlich jedenfalls. Haben Sie jemals gewählt? Zahlen sie Ordnungsstrafe?

Raoul Vaneigem: Ich wähle nie. Ich habe nie einen Bußgeldbescheid bekommen.

Siné Mensuel: Welche Lehren können gezogen werden aus diesem langen Jahr, in welchem Belgien keine Regierung gehabt hat?[3]

Raoul Vaneigem: None. Während des profitablen Schlafes der Politiker (diese 55 Regierungsminister haben keine Probleme mit ihrem Auskommen) haben die Finanzmafias weiterhin Gesetze gemacht und es geht ihnen sehr gut mit den Yes-Men unter ihrem Kommando.

Siné Mensuel: Wie sehen Sie die anhaltenden “Revolutionen” in den arabischen Ländern? scheint Ihnen der Islam eine Gefahr für sie zu sein?

Raoul Vaneigem: Wo das Soziale den Tag beherrscht, verblassen die religiösen Vorurteile. Die Freiheit, sich gegenwärtig der säkularen Tyrannei entledigt, ist nicht dazu geneigt, sich mit religiöser Tyrannei abzufinden. Der Islam wird versuchen sich zu demokratisieren und wird den gleichen Niedergang erleben wie das Christentum. Ich wertschätze den tunisischen Slogan “Freiheit zu beten, Freiheit zu trinken!”

Siné Mensuel: Am Ende bleiben Sie doch ein unverminderter Optimist, nicht wahr?

Raoul Vaneigem: Ich kann mich begnügen mit Scutenaires Formel:[4] “Pessimisten! Was habt ihr denn erwartet?” Aber ich bin kein Optimist oder Pessimist. Ich schere mich einen Dreck um Definitionen. Ich will leben indem jeden Tag neu beginnen. Es wird nötig sein, dass die Denunziation und die Zurückweisung unserer untragbaren Bedingungen Platz machen für die Ausarbeitung einer menschlichen Gesellschaft, die einen kompletten Bruch mit der Marktwirschaft vollzieht.

Ursprünglich auf Infoshop.org gepostet.

(Bemerkungen gesammelt von Jean-Pierre Bouyxou. Veröffentlicht am 24. November 2011 von Siné Mensuel. übersetzt aus dem Französischen von NOT BORED! 23. Dezember 2011. Fußnoten vom Übersetzer, außer wo angemerkt.[Aus dem Englischen von Translator Brigades])

[1] Eine Serie von spontanen Demonstrationen in Spanien, mit zehntausenden von Menschen, ab 15. Mai 2011.

[2] im Original Englisch.

[3] politisch und geographisch zweigeteilt”Flandern (Flämische Nationalisten) und Wallonien (Sozialisten)”Belgien hat keine offizielle Regierung mehr seit den Parlamentwahlen am 13. Juni 2010.

[4] Anmerkung von Siné Mensuel: der Belgische Schriftsteller Louis Scutenaire (1905-1987) ist der Autor von “Mes inscriptions”. Raoul Vaneigem widmete ihm ein Buch in der „Poets Today“ Kollektion (Seghers, 1991).

Taktisches Briefing Nr. 25

Showdown in Chicago

From Adbusters Blog

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Hey Ihr Erlöser, Rebellen und Radikalen da draußen,

Vor dem Hintergrund eines globalen Aufstandes der in Dutzenden von Ländern und tausenden von Städten und Gemeinden brodelt, werden die G8 und die NATO im Mai einen seltenen gemeinsamen Gipfel abhalten. Die militärischen und politischen Eliten, Staatsoberhäupter, 7,500 Offizielle aus 80 Nationen, und mehr als 2,500 Journalisten werden dort sein.

Genau wie wir.

Am 1. Mai werden 50,000 Menschen aus der ganzen Welt sich in Chicago versammeln, werden Zelte aufbauen, Küchen, friedliche Barrikaden und enen Monat lang #OCCUPYCHICAGO. Mit einem bischen Glück werden wir die größte multinationale Besetzung eines Gipfeltreffens abziehen, die die Welt je gesehen hat.

Und dieses Mal werden wir uns nicht mit der Art von polizeilichen Repression abfinden, die während der Demokratischen Nationalkonvent Proteste 1968 in Chikago stattfanden … noch werden wir uns an irgendwelche falschen Beschränkungen unserer Rechte nach dem ersten Verfassunsgzusatz halten, die die Stadt Chicago uns vielleicht auferlegen will. Wir werden mit hocherhobenem Kopf dort hingehen und zu einem einmonatigen Gipfel der Menschen versammeln … wir werden marschieren und skandieren und singen nd schreien und das Recht ausüben unseren gewählten Repräsentanten zu sagen, was wir wollen … die Verfassung wird unsere Richtschnur sein.

Und wenn die G8 und die NATO hinter verschlossenen Türen tagen am 19. Mai werden wir mit unseren Forderungen bereit stehen: eine Robin Hood Steuer (Finanztransaktionssteuer, Tobin-Steuer) … Verbot von Hochfrequenz-‘flash’-Wertpapierhandel … ein bindendes Abkommen zum Klimawandel … ein "drei Verstösse und du bist ein Ausgestoßener" für Konzern Kriminelle … eine Großinitiative für einen Atomwaffen freien Mittleren Osten … was auch immer wir entscheiden in unseren Vollversammlungen und in unserem globalen Internet Brainstorm – Wir, das Volk, werden die Agenda für die nächsten paar Jahre festlegen und wir werden von unseren Führern verlangen, dass sie sie ausführen.

Und wenn sie nicht zuhören … wenn sie uns ignorieren und unsere Forderungen in die Warteliste einfügen, wie sie es schon so oft getan haben … dann werden wir, mit Ghandi’scher Wildheit, die Straßen Flashmobben, Börsen, Universitätsgelände, Konzernhauptquartiere und Städte weltweit schließen … wir werden den Preis für "business as usual" untragbar machen.

Störer, packt eure Zelte, baut eure Courage auf und bereitet euch auf einen Big Bang in Chicago vor dieses Frühjahr. Wenn wir jetzt nicht aufstehen und jetzt nicht für eine andere Zukunft kämpfen, haben wir vielleicht nicht mehr viel Zunkunft … also lasst uns ohne tote Zeit leben für einen Monat im Mai und schauen, was passiert …

for the wild,
Culture Jammers HQ

CANG8.org / ChicagoMassAction.org / Occupy Chicago
Adbusters / Facebook / Twitter / Reddit

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Die Welt nach den Ideen

Was tun wir, wenn die Inspirationsquellen versiegen?

by
Kalle Lasn and Micah White

From Adbusters #99: The Big Ideas of 2012


Selingkuh Tak Sampai – 2004 – Agus Suwage

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Über Jahrtausende hinweg wurde die menschliche Zivilisation von einer Abfolge von Paradigmenwechseln, von großen Ideen mitgerissen. Der moderne Weltgeist Hegels, Nietzsches Tod Gottes und Heideggers Begriff vom Sein wurden in der Postmoderne ersetzt durch Foucaults Dispositiv, Fukuyamas Ende der Geschichte, Derridas Dekonstruktivismus und Guattaris Rhizom. Und obwohl wir alle annahmen, dass große Ideen für immer weiter in einer schnellen Abfolge fließen würden, scheint es in den letzten Jahren so zu sein, dass die Inspirationsquellen austrocknen. Es dämmert uns, dass wirklich neuartige, kreative Ideen auf einmal nicht mehr entstehen. Niemand weiß, warum.

Diese Konzeptdürre könnte in keinem ungeeigneteren Moment passieren. Sieben Milliarden Menschen kämpfen sich gerade durch die schlimmste ökologische, finanzielle, politische und geistige Krise der Geschichte. Diesmal betrifft die bevorstehende Katastrophe nicht eine einzelne Nation, Region oder einen einzelnen Kontinent … sie ist noch viel schrecklicher, weil sie global und gleichzeitig geschieht. Wenn wir es nicht schaffen, uns selbst an den Haaren aus diesem Sumpf zu ziehen, ist es wahrscheinlich, dass wir in einem grauenvollen dunklen Jahrtausend versinken … ein Zeitalter der verbrannten Erde und des autoritären Kapitalismus, der Brutalität und des Unheils, das die Völkermorde und Massenvernichtungen des letzten Jahrhunderts wie ein Vorspiel erscheinen lassen wird. Uns gehen nicht nur die Ideen aus, sondern auch die Zeit.

Gerade jetzt brauchen wir kreative Durchbrüche und abwegige Geistesblitze mehr denn je. Sie verändern die Denklandschaft, eröffnen Auswege und Möglichkeiten und könnten uns alle retten. Wir brauchen Querdenker in den unabhängigen Medien, die den kommerziellen Virus, der unseren Informationsfluss infiziert, abtöten können. Wir brauchen eine geniale neue Art von Studenten in den Wirtschaftswissenschaften, die ihren Professoren die Stirn bieten können, das neoklassizistische Denkmuster kippen und es durch ein neues Modell der tatsächlichen Kosten ersetzen. Wir brauchen mehr Macht, um die Herrschaft der Konzerne zu brechen und den Status der Konzerne als Personen zu kippen. Und dann die größte Herausforderung: wie kann man eine soziale Revolution entfachen, einen Aufruhr im Alltag, der sich rasend schnell über die ganze Welt ausbreiten, um die endgültige Katastrophe abzuwenden?

Vielleicht hat das Aufgeben des natürlichen Umfelds und unsere kollektive Abwanderung in den virtuellen Raum unsere Wurzeln gekappt und unsere Neuronen für immer zerstört. Vielleicht befinden wir uns gerade inmitten eines irreversiblen geistigen Zusammenbruchs der Menschheit, der Hand in Hand einhergeht mit dem irreversiblen Zusammenbruch der Ökosysteme des Planeten. Diese öko-psycho Spirale kann uns ganz schön herunterziehen. Vielleicht ist es schon zu spät?

Allerdings geht es in der Ausgabe Nr. 99 von Adbusters nicht um Verzweiflung, sondern um Hoffnung, Revolution und Leben ohne tote Zeit …es geht um ein Ausloten der Gewässer, es geht darum, herauszufinden, ob wir die seelische Energie für einen mächtigen Umschwung aufbringen können.

Auf ins Unbekannte,
Kalle Lasn and Micah White

Translated by the Translator Brigadestranslatorbrigades@gmail.com

Eine Einordnung von „Occupy“

Lektionen aus der revolutionären Vergangenheit.

by
David Graeber

From Adbusters #99: The Big Ideas of 2012


Thomas Good / Next Left Notes

Der wahrscheinlich größte noch lebende Philosoph Immanuel Wallerstein behauptet, dass alle großen Revolutionen seit 1789 tatsächlich Weltrevolutionen waren.

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Die Französische Revolution hat vordergründig nur in einem Land stattgefunden, hat aber in Wirklichkeit die gesamte nordatlantische Welt so tiefgreifend verändert, dass gerade einmal 20 Jahre später Ideen, die vorher als verrückt und grenzwertig galten?–?dass sozialer Wandel gut ist, dass Regierungen den sozialen Wandel bewältigen sollen, dass Regierungen ihre Legimitation aus einer Einheit namens “Volk” beziehen – so tief im Gemeinsinn verwurzelt waren, dass selbst der schwerfälligste Konservative Lippenbekenntnisse dazu ablegen musste. 1848 brachen beinahe gleichzeitig Revolutionen in 50 verschiedenen Ländern aus, von der Walachei bis nach Brasilien. In keinem Land übernahmen die Revolutionäre die Macht, jedoch entstanden hinterher fast überall von der Französischen Revolution inspirierte Institutionen?–?z.B. allgemein zugängliche Bildungssysteme.

Dieses Muster tauchte im 20. Jahrhundert erneut auf. Die “zehn Tage, die die Welt erschütterten” 1917 fanden in Russland statt, und dort gelang es Revolutionären, die Macht im Staat zu übernehmen. Was Wallerstein als die “Weltrevolution 1968” bezeichnet, war jedoch mehr als 1848: die Welle breitete sich von China über die damalige Tschecheslowakei nach Frankreich und Mexiko aus, nirgendwo wurde die Macht übernommen, aber trotzdem begann ein tiefgehendes Umdenken im Hinblick darauf, was eine Revolution bedeuten könnte.

Dennoch war diese Sequenz im 20. Jahrhundert neuartig, da 1968 die Errungenschaften von 1917 nicht festigte?–?de facto war 1968 der erste wichtige Schritt in die andere Richtung. Die russische Revolution bedeutete selbstverständlich die ultimative Verherrlichung des jakobinischen Ideals der Veränderung der Gesellschaft von oben her. Die Weltrevolution von 1968 war im Geiste anarchistischer. Das ist ein seltsamer Widerspruch, da Anarchismus in den späten 60er Jahren als soziale Massenbewegung größtenteils verschwunden war. Dennoch durchdrang sein Geist alles: die Revolte gegen bürokratischen Systemzwang, die Ablehnung von Parteipolitik, das Engagement für die Schaffung einer neuen, befreienden Kultur, die echte individuelle Selbstverwirklichung ermöglichen sollte.

Das wichtigste und nachhaltigste Vermächtnis der Weltrevolution 1968 war der moderne Feminismus. Nur durch die vom radikalen Feminismus eingeführten Richtlinien und sensiblen Ideen wie die hierarchiefreien bewusstseinserweckenden Diskussionszirkel, die Entwicklung eines Prozesses zur Konsensfindung, die Wichtigkeit der Abschaffung jeglicher Form von Ungleichheit, egal wie tief sie im Alltag verwurzelt war, konnte der Anarchismus als soziale Bewegung erneut Form annehmen.

In den letzten Jahren haben wir eine Art Abfolge kleiner 68er Revolutionen erlebt. Die Aufstände gegen sozialistische Staaten, angefangen auf dem Platz des Himmlischen Friedens bis hin zum Höhepunkt des Zusammenbruchs des Sowjetreiches, begannen so, obwohl sie rasch umgelenkt wurden und in einer kapitalistischen Rückgewinnung des Geistes der 60er-Rebellionen gipfelten, die heute als “Neoliberalismus” bekannt ist. Nachdem die Weltrevolution der mexikanischen Zapatisten – genannt der vierte Weltkrieg – 1994 begonnen hatte, kam es in einer solchen Dichte und Schnelligkeit zu kleinen 1968s, dass sich der Prozess beinahe institutionalisiert zu haben schien. Seattle, Genua, Cancun, Québec, Hong Kong … Und er wurde in der Tat durch von den Zapatisten mitbegründete Netzwerke institutionalisiert, auf Basis einer Art Mini-Anarchismus, beruhend auf den Prinzipien der dezentralen direkten Demokratie und des unmittelbaren Handelns. Die Aussicht auf eine echte globale Demokratiebewegung scheint vor allem die US-Behörden nun so in Angst versetzt zu haben, dass sie in einen richtigen Panikmodus verfielen. Natürlich gibt es ein traditionelles Gegenmittel bei einer Bedrohung durch Massenmobilisierung von unten. Man fängt einen Krieg an, egal gegen wen. Es geht nur darum, einen möglichst umfassenden Krieg zu führen. In diesem Falle hatte die US-Regierung den außergewöhnlichen Vorteil eines triftigen Grundes – ein Gesindel bisher wirkungsloser Islamisten vom rechten Flügel, die, einmalig in der Geschichte, einen wilden, ambitionierten Terrorplan ausgeheckt hatte und ihn tatsächlich ausgeführt hatte. Anstatt nun einfach die Verantwortlichen aufzuspüren, begannen die USA, Waffen im Wert von Milliarden auf alles Erdenkliche zu werfen. Zehn Jahre später scheint die daraus folgende Verkrampfung wegen der imperialen Überansprüche die Basis des amerikanischen Imperiums untergraben zu haben. Jetzt erleben wir den Prozess des Zusammenbruchs dieses Imperiums.

So ergibt es Sinn, dass die Weltrevolution 2011 als Rebellion gegen Satellitenstaaten der USA begann, so wie die Revolution, die die Sowjetmacht zu Fall bringen sollte, in Staaten wie Polen und der Tschecheslowakei ihren Anfang nahm. Die Welle der Rebellion in Nordafrika schwappte bald über das Mittelmeer nach Südeuropa, und dann, anfangs noch eher zögerlich, über den Atlantik nach New York. Sobald dies geschehen war, war sie innerhalb von Wochen überall angekommen und ausgebrochen. Momentan ist es sehr schwer, vorherzusagen, wie weit all dies am Ende gehen wird. Wirklich historische Ereignisse bestehen schließlich genau aus diesen Momenten, die man nicht vorhersagen hätte können. Könnten wir gerade einem fundamentalen Umbruch wie 1789 beiwohnen – nicht nur ein Umbruch der globalen Machtverhältnisse, sondern ein Umbruch in unserem allgemein grundlegenden politischen Denken? Das zu behaupten ist unmöglich, aber es gibt Gründe, optimistisch zu sein.

Lassen sie mich diesen Artikel durch die Aufzählung dreier dieser Gründe beenden.

Erstens befand sich in keiner Weltrevolution zuvor das Zentrum der Mobilisierung im Zentrum des Imperiums selbst. Großbritannien, die große imperiale Macht des 19. Jahrhunderts, war von den Aufständen 1789 und 1848 kaum betroffen. Gleichermaßen blieben die USA unberührt von den großen revolutionären Momenten des 20. Jahrhunderts. Entscheidende Straßenschlachten spielen sich üblicherweise nicht im Zentrum des Imperiums ab, auch nicht in den ausgebeuteten Randgebieten, sondern in den Gebieten, die man als zweite Ebene bezeichnen kann: nicht London, sondern Paris, nicht Berlin, aber St. Petersburg. Die Revolution 2011 begann nach diesem bekannten Muster, hat sich aber tatsächlich ins Zentrum des Imperiums selbst ausgebreitet. Wenn das so weitergeht, ist es noch nie zuvor so geschehen.

Zweitens können die Machteliten diesmal keinen Krieg beginnen. Das haben sie schon versucht. Was das angeht, können sie hier keine Karte mehr ausspielen. Das ist ein großer Unterschied.

Schließlich hat die Verbreitung feministischer und anarchistischer Gedanken die Möglichkeit eines tiefgreifenden kulturellen Umbruchs eröffnet. Nun die wichtigste Frage: können wir eine wirklich demokratische Kultur schaffen? Können wir unsere grundlegenden Konzepte, wie Politik gezwungenermaßen sein muss, ändern? Weiße Anzugträgern mittleren Alters an Orten wie Denver oder Minneapolis, die geduldig den Konsensprozess von heidnischen Priesterinnen oder Mitgliedern von Gruppen wie den “Anarchistischen Farbigen” lernen, um an ihrer örtlichen Generalversammlung teilnehmen zu können (das gibt es wirklich… es ist wahr! Man hat es mir erzählt) ist für mich wahrscheinlich das bisher dramatischste Bild, das die Occupy-Bewegung hervorgebracht hat.

Natürlich könnte dies auch nur der erste Moment einer weiteren Runde von Regeneration und Niederlagen sein. Sollten wir jedoch die Entstehung eines neuen 1789 beobachten – einen Moment, an dem sich unsere grundlegenden Vorstellungen von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft ändern werden – dann sollte es genau so anfangen.

David Graeber, Professor und anarchistischer Aktivist, wir als der “beste anthropologische Theoretiker seiner Generation” bezeichnet. Er ist Mitorganisator von #OCCUPYWALLSTREET vor Ort in New York. Sein neues Buch heißt: Debt: The First 5,000 Years.

Übersetzt von: Translator Brigades (translatorbrigades@gmail.com)